Soziale Gerechtigkeit und Bildung in Indien von Rene Hotz

 

1,408 Milliarden (2021) Menschen leben in Indien – der größten Demokratie der Welt, Indien ist nach China das bevölkerungsreichste Land. Unter den Schwellenländern galt Indien lange als wirtschaftlicher Hoffnungsträger. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs in den vergangenen Jahren stark an, durchschnittlich um fünf Prozent.

Indien ist ein Land der Gegensätze, so besaß 2020 das reichste 1 Prozent Indiens 40,5 Prozent des indischen Vermögens. Der Gini-Koeffizient misst die ungleiche Vermögensverteilung in einem Land, er liegt im Indien bei über 80%! in Deutschland zum Vergleich liegt er bei 28,8%.

In der Informations- oder Biotechnologie gehört Indien zu den führenden Staaten der Welt. Eine gut ausgebildete Elite hat sich in den Städten entwickelt - eine Mittelschicht mit einem guten Auskommen. Andererseits leben viele Menschen in Armut und Elend, sowohl in den Städten als auch auf dem Land; Menschen, die als Tagelöhner kein sicheres Einkommen haben. Es gab Fortschritte in der Armutsbekämpfung, jedoch Dürren in Folge des Klimawandels und verfehlter Agrarpolitik plus der Corona-Pandemie hat die Lage verschlechtert.

Extrem ist die Situation von Frauen und Mädchen. Obwohl die indische Verfassung die Gleichheit aller Personen garantiert und Gesetze zur Besserstellung der Frau existieren, werden diese in einer extrem patriarchalen und hierarchisch organisierten Gesellschaft nicht angewandt. 

Auch Frauen, die eine abgeschlossener Berufsausbildung erlangt haben, üben ihren Beruf nicht mehr aus sobald sie verheiratet sind.

In Indien üben nur 24% der Frauen einen bezahlten Beruf aus, in Deutschland sind es doppelt so viele: 48%. 

 

Seit 2009 ist das Recht auf Bildung in der Verfassung garantiert und für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren besteht Schulpflicht!

Theoretisch gibt es einen kostenlosen Schulbesuch der Elementary Education (Primary und der Upper Primary bzw. Middle School). Die Qualität der Schulbildung unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland in Indien und es gibt auch ein Gefälle zwischen Land und Stadt und in den Städten je nach sozialem Status des Gebietes.

An den Grundschulen ist das Verhältnis von Jungen und Mädchen auch annähernd gleich. Nach der vierten oder fünften Klasse gehen viele Mädchen nicht weiter zur Schule. 

Vor allem in ärmeren Schichten ist die Abbrecherquote bei den Mädchen sehr hoch, denn unter prekären Bedingungen investieren Familien eher in die Ausbildung ihrer Söhne. Mädchen dagegen werden schon früh auf ihre spätere Rolle als Ehefrau und Mutter vorbereitet, sie müssen im Haushalt oder bei der Betreuung kleinerer Geschwister helfen, und vielen Eltern scheint das Erlernen von Lesen und Schreiben für Töchter mehr als ausreichend ist.

Neben den staatlichen geführten Schulen gibt es ein großes Angebot privater Schulen,

da der Ruf staatlicher Schulen nicht gut ist; die Gründe dafür sind viele:

Fachlich und pädagogisch schlecht ausgebildete Lehrer, große Klassen und Fehlzeiten der Lehrer, eine unzureichende Infrastruktur und ein nicht zeitgemäßer Lehrplan dessen Schwerpunkt die lokale indische Sprache ist. Jedoch sind gute Englischkenntnisse in Indien Voraussetzung einen gut bezahlten Job zu finden. Deshalb schickt, wer es sich leisten kann seine Kinder auf Privatschulen. 

Aber auch Kinder aus prekären Familienverhältnissen besuchen private von NGO’s gesponserte Schulen von denen es unzählige gibt wie zum Beispiel die Pancha Sila Public School in Bodhgaya. Diese Schulen sind Chancen für junge Menschen auf ein gutes und würdevolles Leben für sich und ihre Familien.

 

Text von Irene Hotz