Der Affen Baba vom Assi Ghat ist von uns gegangen

Ein Merkmal von Armut ist, sich wenig zu bewegen da man auf engstem Raume lebt.

Diesen hat er sich selbst gewählt. Sein Platz an einer Mauer direkt unter dem Hotel in welchen wir auf unserer Reise "Auf Buddhas Spuren" wohnen, war etwas größer als eine Yogamatte.

Als junger Mann war er verheiratet und arbeitete als Automechaniker in Kalkutta.

Den dramatischen Tod seines 21 jährigen Sohnes hatte er nicht verkraftet und so beschloss er vor ca. 30 Jahren nach Varanasi, die heilige Stadt am Ganges zu gehen. Sein weltliches Leben hinter sich lassend, führte er dort das Leben eines Agori-Saddhus , die den dunklen und zornigen Aspekten von Shiva und Kali huldigen.

 

Als Begleitung turnte immer ein Affe auf ihm herum, dadurch war Baba jee bis zum Schluss sehnig und stark. Wenn ein Affe gestorben war, geklaut wurde oder abgehauen ist, gab es bald ein neues Affenbaby an seiner Seite. Mal waren sie bissig und kratzbürstig, manchmal aber auch ganz zutraulich gegenüber den vielen Passanten und Pilgern die täglich an seinem Platz vorbei zum Ganges strömten. Ein Platz, der bei den Bettlern hoch begehrt ist, denn Großzügigkeit ist eine Pilgertugend.

Also wird eine Tüte Reis mitgenommen und immer eine Handvoll in eine Bettelschale gegeben. Sehr viele Bettler geben einem an den heiligen Plätzen die Gelegenheit, diese Tugend zu üben. Oft wird der Reis roh gegessen oder Abends irgendwo hinter einer Müllhalde versteckt, gekocht.

 

Seit Jahren faszinierte mich dieser energische, eigenwillige Mann mit dem markanten und kantigen Charakter. Oft hat er sich extra nicht gewaschen damit er nicht so häufig fotografiert wird.

Er führte mir die Härte am unteren Rand der indischen Gesellschaft vor Augen;

sowie die Würde und Kraft mit der man sie aushalten kann.

Es war nicht leicht Zugang zu ihm zu bekommen, eine schützende Hand über ihn zu halten.

Er war unwillig, laut und barsch.

Dann vor 8 Jahren war er so abgemagert und elend, dass ich ihm ein Lunchbox Abonnement eingerichtet habe. So kam die Familie von Ritesh ins Spiel. Denn diese arbeiten als Lunchbox Köche. Wir verabredeten täglich 2 warme Mahlzeiten für Baba jee. Dieses Agreement hat bis zu seinem Tod gehalten.

 

Dieses Foto ist ca. 8 Jahre alt, Baba ji sitzt vor einem schottergefülltem Loch, in das er sich bei Regen verkroch und seine Habseligkeiten bunkerte. Ab hier begann die gemeinsame Unterstützung der Menschen, die ihn auf der Reise kennen gelernt hatten - vielen Dank nochmal dafür, allen voran an Hadu Hoffmann!!

Im Laufe der Jahre wurde er kräftiger und fasste Vertrauen, dass für ihn gesorgt wird. Er bekam regelmäßig neue Kleidung, ein Bettgestell damit er im Monsun nicht im Wasser liegt und immer wieder mal ein neues Fahrrad wenn Mutter Ganga das Alte mit Ihrem Hochwasser weggespült hatte. Er dachte der Geldstrom aus Deutschland sprudelt unablässig und Ritesh musste seine Forderungen in Schach halten - armer Kerl, denn Baba jee konnte sehr aggressiv werden. Aber seine Reputation am Assi Ghat stieg, er wurde um Segen oder Rat gebeten, aus Respekt wurde ein Sonnenschirm über ihm aufgestellt. Und wenn er einmal von der Polizei bedroht wurde hob er die Hand und sagte: "Don't touch me, i am an international high respected person". 

Er starb in der Vollmond Nacht im Mai, jener Mondtag, an dem die Buddhisten Buddhas Geburtstag, Erleuchtungs-Tag und Todestag in einem feiern. Der beste Zeitpunkt, den es gab. Vermutlich lag es an der Hitze die in Nordindien zur Zeit auf 47 Grad hoch geht. 

Da er weder Pass noch Wohnsitz noch Angehöroge hatte (bzw. keiner wusste, wo diese wohnen), wurde er als "Waise" geführt. D.h. sein Körper musste 3 Tage aufbewahrt werden, für den Fall, dass sich noch jemand meldet. Am Mittwoch Abend der 18.5. wurde er eingeäschert.

Da sich das Ansehen einer Person in Indien an der Zahl der Personen ablesen lässt, die bei dem Hochzeitstag-, oder Leichenschmaus verköstigt werden, gab es am Donnerstag an Babajee's Mauer ein Buffet für 500 Menschen.

Vielen Dank, das ich euch bis hierhin diese Geschichte erzählen durfte, von Babajee, der mir so ans Herz gewachsen war.

Vielen Dank auch, dass ihr die Unterstützung all die Jahre mitgetragen habt!!

Sukha hat die Einäscherung mit 600 € bezuschusst.

Das Essen für 500 Menschen habe ich aus privater Tasche mitfinanziert.

Wer sich an den Kosten der Bestattung noch im Nachhinein beteiligen möchte um sich so mit dem Segen von Babajee zu verbinden - Sukha e.V. freut sich über deine Spende mit dem Stichwort: Babajees Samadhi.

 

Kontodaten: 

Sukha Hilfe für Indien und Nepal e.V.

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