Das Schulsystem in Nepal

Wie überall auf der Welt ist auch in Nepal der Zugang zur Bildung ein zentraler Schlüssel für gesellschaftliche Veränderungen.

Aktuell gibt es dort eine achtjährige Schulpflicht, der aber aus unterschiedlichen Gründen nicht alle Kinder nachkommen können.

Die Schulen im Land sind entweder in staatlicher, halbstaatlicher oder privater Trägerschaft.

Staatliche Schulen sind kostenlos, alle anderen erheben Gebühren in unterschiedlicher Höhe.

Damit sind sie für Familien mit geringem Einkommen meist unerschwinglich, es sei denn, die Kinder erhalten ein Stipendium oder werden privat gesponsert.

Die schulische Ausbildung ist unterteilt in die

  • Primary School (Grundschule 1. – 5. Klasse),
  • Secondary School (untere Sekundarstufe 6. – 8. Klasse; obere Sekundarstufe 9. + 10. Klasse) und
  • College (Oberstufe 11. + 12. Klasse).

Nach der 10. Klasse müssen die Schülerinnen und Schüler sich einer Prüfung unterziehen und bekommen nach erfolgreichem Bestehen das sogenannte SLC, das School Leaving Certificate.

Wer ein Universitätsstudium anstrebt, benötigt den College Abschluss nach Klasse 12. Dieser wird aber ausschließlich an Privatschulen angeboten.

Es gibt auch eine vorschulische Betreuung, die sogenannte Preschool, die aber nicht flächendeckend im Land, sondern meist in städtischen Regionen angeboten wird.

Wie bei uns beginnt die schulische Ausbildung mit 6 Jahren. Es kommt aber nicht selten vor, dass Kinder aufgrund schwieriger Lebensbedingungen erheblich später eingeschult werden.

Trotz Schulpflicht besuchen manche Schüler und Schülerinnen in Nepal keine Schule. Gerade in ländlichen Regionen wie Humla können Schulwege so weit und gefährlich sein, dass Kinder sie nicht bewältigen können. Im Winter erschweren Kälte und Schnee den Zugang noch zusätzlich.

Neben der finanziellen Situation einer Familie ist natürlich auch das Bewusstsein der Eltern für die Bedeutung schulischer Bildung ihrer Kinder für deren Zukunft von zentraler Bedeutung. Zu beobachten ist, dass dieses Bewusstsein in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. 

Auch die meisten Kinder gehen gerne zur Schule, empfinden es als Privileg lernen zu dürfen und begegnen ihren Lehrern mit großem Respekt.

Leider fehlt es in vielen Schulen, an Unterrichtsmaterialien wie passenden, anregenden Schulbüchern, Ausleihmöglichkeiten oder Internetzugängen. Erschwerend kommt hinzu, dass Lehrer, vor allem an staatlichen Schulen, schlecht ausgebildet und bezahlt sind. Entsprechend ist das Ausbildungsniveau ihrer Schüler eher niedrig. Nicht selten verrichten Lehrer ihre Arbeit als Zweitjob nebenbei.

Für Privatschulen gilt das deutlich weniger. Hier findet der Unterricht ausschließlich in Englisch statt, was den Kindern gleich von Anfang an klare Wettbewerbsvorteile verschafft.

Auch wenn sich viele Eltern für ihre Kinder die Ausbildung in einer Privatschule wünschen, können sie sich diesen Luxus oft nicht leisten.

Kein Wunder, dass private Sponsoren oder Schulpatenschaften durch NGOs sehr begehrt sind. Letztere gibt es nicht selten, teilweise auch an staatlichen Schulen, so dass es zu halbstaatlichen Trägerschaften kommt.

In den letzten Jahrzehnten hat Nepal vielen NGOs gerade im Bildungsbereich die Türen geöffnet. 

Das hat zu Unüberschaubarkeit und massiven Qualitätsunterschieden beim Bildungsniveau geführt. Aktuell gibt es Bestrebungen durch ein staatliches Monitoring, genau wie in der Sozialen Arbeit, für einen besseren Überblick und mehr Einheitlichkeit zu sorgen.